Motivation – die Säule, die jede:r selber baut

05.04.2021

Die gute Nachricht ist: für diese Säule bist weniger du verantwortlich als deine Mitarbeitenden.

Die schlechte Nachricht: du kannst wenig dafür tun, dass sie diese Säule aufbauen.

Die gute Nachricht: oft reicht es schon, wenn du herausfindest, wie du unbeabsichtigt und unbedarft diese Säule einreißt und dies unterlässt. 

Von X- und Y-Menschen

Vermutlich hast du schon einmal den Begriff der X-Theorie und der Y-Theorie gehört. Um dies noch einmal stark verkürzt zusammen zu fassen: die X-Theorie besagt, dass Menschen durch externe Anreize ("extrinsisch") motiviert werden müssen, um ihre Arbeit zu erledigen. Zum Beispiel in der Form von Boni oder der Qualitätskontrolle durch die Führungskraft ("Zuckerbrot und Peitsche"). Die Y-Theorie besagt dagegen, dass Menschen von innen heraus ("intrinsisch") motiviert sind und ihre Arbeit gerne und gut machen. Dazu müssen sie einen Sinn darin sehen und zu einem gewissen Level Freude daran haben.

Mittlerweile geht man in der Arbeitspsychologie davon aus, dass die Y-Theorie stimmt und der Eindruck, von X-Persönlichkeiten umgeben zu sein nur deshalb besteht, weil die Unternehmen die intrinsische Motivation von Mitarbeitenden zerstören. 

Du musst also nichts weiter tun, als Motivation nicht zu zerstören

Wenn die Arbeitsmotivation intrinsisch ist, kannst du natürlich nicht direkt etwas dafür tun. Egal wie tolle Bonisysteme du entwickelst und wie sehr du deine Mitarbeitenden lobst, letztlich wird es wenig daran ändern, ob sie bei der Arbeit motiviert sind oder nicht. Einen größeren Einfluss hast du auf die Dinge, die sie demotivieren. Denn wenn die Y-Theory stimmt, sind diese Dinge wie der Damm, der die Motivation zurückhält. Und wenn du diesen Damm entfernst, fließt die Motivation wieder und liefert dir ein begeistertes, eigenständig arbeitendes Team.

Wie also kannst du feststellen, wo du und dein Unternehmen deine Mitarbeitenden unbewusst demotivieren? Zum einen kannst du dir natürlich selbst darüber Gedanken machen, zum Beispiel indem du betrachtest, wo du selbst in der Vergangenheit demotiviert wurdest und dich dann fragen, ob deine Mitarbeitenden nicht von denselben Faktoren betroffen sind. Hier ist eine kurze Liste über das, was mir in der Vergangenheit die Motivation geraubt hat:

  • die Aufgabe lag weit außerhalb meiner Stärken und Interessen und war deshalb sehr frustrierend
  • meine Vorgesetzte hat jedes Arbeitsergebnis auseinandergenommen und so verändert, dass ich teilweise nicht mehr das Gefühl hatte, dass es das ist, was ich schaffen wollte
  • mein Fortschritt wurde blockiert, weil mein Vorgesetzter dazu Entscheidungen fällen musste, die aufgrund seiner Überlastung wochenlang nicht getroffen wurden
  • mir wurden Steine in den Weg gelegt, die mir das Gefühl gaben, dass die Ergebnisse meiner Arbeit nicht wertgeschätzt wurden
  • die Arbeitsaufgaben waren langweilig und boten keinen Reiz
  • ich wurde für Verfehlungen verantwortlich gemacht, die nicht durch mich verursacht wurden

Die andere, deutlich bessere Variante ist jedoch, deine Mitarbeitenden direkt zu befragen. Das kann anonym in Form einer Umfrage, persönlich in Form eines One-on-Ones oder gemeinsam im Rahmen einer Retrospektive erfolgen. In jedem Fall gibst du deinen Mitarbeitenden so das Gefühl, dass du sie wertschätzt und an ihrem Wohlergehen interessiert bist. Und du gibst erneut Verantwortung in ihre Hände, nämlich in diesem Fall die Verantwortung, die Bedingungen für motivierte Arbeit auch einzufordern.